Unser
Gehirn ist gut darin, sich von Unwichtigem wieder zu trennen. Wir nennen es Vergessen.
Ohne eine Gewichtung wäre das Gehirn von den zahllosen Informationen, die täglich auf uns einprasseln, überflutet. Deshalb versucht es,
Muster zu erkennen und
Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Neue, bedeutsame Informationen sind uns daher präsent. Ältere und weniger bedeutsame Informationen vergessen wir ganz oder sie treten in den Hintergrund, sodass wir nur schwer auf sie zugreifen können.
Kurz vor dem Examen oder anderen Prüfungen entsteht daraus allerdings ein Problem. Denn
so schnell Du etwas lernst, so schnell vergisst Du wieder – außer Du gehst dagegen an.
Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts sind Lernforscher dem
Lernen und Vergessen auf der Spur. Deshalb gibt es ein umfangreiches Erfahrungswissen. Als
Faustformel gilt:
Wiederhole neu Erlerntes
- nach wenigen Minuten
- einer Stunde
- einem Tag
- einer Woche
- einem Monat
- sechs Monaten.
Rechne also mit
sechs Wiederholungen und starte unmittelbar nach der Deiner Lernphase.
5 Tipps für mehr Abwechslung beim Lernen und Wiederholen
Aus dem Sport weißt Du, dass ein immer gleiches Training wenig Erfolg verspricht. Deine körperliche Fitness profitiert von Abwechslung. Ebenso verhält es sich mit dem Gehirn und dem Lernen: Das monotone, stumpfe, passive Wiederholen ist langweilig. Zudem kommst Du mit einer solchen flachen Informationsverarbeitung nicht vom Fleck.
Dein Ziel sollte sein, Dich
intensiv mit Deinem Lernstoff zu beschäftigen. Gib Deinem Gehirn also
Anreize und lass Vielfalt in Dein Lernen hinein. Am besten integrierst Du Deinen Trainingsplan in Deinen allgemeinen
Lernplan.
Dazu habe ich einige Tipps für Dich gesammelt:
Wechsele den Standort
Sicher kennst Du den Effekt von alten Urlaubsfotos: Du siehst ein Bild und sofort fällt Dir wieder ein, was Du dort getan hast.
Orte sind Gedächtnisanker: Diese Wirkung kannst Du für das Lernen nutzen.
Teile Deinen Lernstoff in Felder ein, die Dir sinnvoll erscheinen, und suche unterschiedliche Orte zum Lernen: die Bibliothek, die Küche, das Arbeitszimmer, der Workspace in der City, das Auto, der Park, der Kreuzgang im Kloster oder was immer Dir einfällt. Wenn Du Dich später an den Ort erinnerst, kannst Du leichter den Lernstoff abrufen.
Riskiere einen neuen Blick
Menschen in langjährigen Beziehungen schätzen die Vertrautheit. Allzu
viel Vertrautheit wird mit der Zeit allerdings
öde. Frischer Wind muss ins Haus, um den Partner neu zu entdecken.
Auch mit Deinem Lernstoff kann es Dir so ergehen. Bei der zweiten und dritten Wiederholung ist er ein lieb gewonnener Kumpel. Bei der vierten Wiederholung fühlst Du leisen Widerstand. Beim fünften Mal quillt er Dir aus den Ohren: Du kannst ihn nicht mehr sehen. So sehr Du Dich anstrengst, den Stoff aufmerksam zu lesen:
Du merkst, wie Deine Gedanken abschweifen.
Versuche eine
neue Form zu finden: Stelle eine Mindmap auf oder versuche Dich an einer grafischen Umsetzung, wenn Du zeichnerisch begabt bist. Graphic Recording und visuelle Protokolle sind in den letzten Jahren sehr in Mode gekommen. Im Netz findest Du reichlich Anregungen.
Sprich es aus
Etwas gedanklich nachzuvollziehen, fällt meistens leicht. In Deinem Kopf fügen sich die Gedanken schlüssig aneinander. Kaum willst Du den gleichen Gedanken laut aussprechen, stolperst Du und verhedderst Dich.
Das laute Aussprechen stellt
andere Anforderungen an einen geordneten Gedankengang als das stille Memorieren. Intuitiv stellst Du Dir vor, wie ein anderer zuhört. Schnell spürst Du, wo sich Lücken auftun.
Noch wirkungsvoller ist es, wenn Du einen Partner zum Lernen hast und ihm den Zusammenhang präsentierst. So oder so gewinnst Du Übung darin, Deinen Gedankengang
klar und präzise zu formulieren und auf den Punkt zu bringen.
Schau es Dir an
Der nächste Tipp eignet sich für Themen, bei denen
Pro- und Contra-Argumente aufeinander treffen. Mach Deinen Schreibtisch zum Austragungsort einer leidenschaftlichen Talk-Runde und lass die Meinungen aufeinander treffen. Dein Kugelschreiber, Dein Radiergummi und Dein Bleistift sind die Stellvertreter verschiedener Positionen: Lass sie gegeneinander antreten. Wer hat die besten Argumente?
Auch hier hilft das laute Aussprechen: Die Argumente festigen sich besser, wenn Du sie in eine engagierte Rede verpackst. Gut möglich, dass Dir der Gedanke komisch vorkommt. Ein Stück Gewöhnung gehört sicher dazu. Doch weshalb soll Lernen nicht auch eine spielerische Komponente haben, wo es passt?
Es hängt von Deiner Lernumgebung ab: Wenn Du Sorge hast, dass Deine Familie oder Deine Mitbewohner an Deinem Verstand zweifeln, lade lieber Deine Lernpartner zu einer gemeinsamen Runde ein: Bitte jeden, eine Position einzunehmen. Und dann streitet – kultiviert, versteht sich.
Geh eine Runde
Wer sagt eigentlich, dass Lernen und Wiederholen immer am Schreibtisch stattfinden muss? Viele können im Gehen besser denken als im Sitzen. Frische Luft und Bewegung gibt es obendrein dazu.
Mach also eine Runde im Park oder um einen See – mit einem Lernpartner oder alleine – und wiederhole einen Teil des Stoffes. Du wirst sehen, dass Du zusammen mit der Ortsveränderung einen
anderen Zugang zum Thema findest.
Noch ein Vorteil: Du gewöhnst Dich daran, Dein Thema in einer ungewohnten Umgebung abzurufen und findest einen
Umgang mit Ablenkung. In Deinem Examen wird es Dir ebenso ergehen: Schließlich sitzt Du nicht jeden Tag in einem Prüfungsraum oder einem Prüfungskomitee gegenüber.
Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, das Lernen und Wiederholen abwechslungsreich und effektiv zu gestalten. Vielleicht schreibst Du wichtige Begriffe auf ein Blatt Papier, schneidest sie aus und klebst sie als Collage wieder neu auf? Mit meinem Artikel will ich Dich vor allem auf den Geschmack bringen. Lass Dir etwas Eigenes einfallen und denke über neue Anordnung, Akustik, Bewegung und Ortswechsel nach. Bestimmt findest Du etwas, das zu Dir passt.
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Examen, Lernen, Wiederholen
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